Kurz nach der Wahl von Angela Merkel (CDU) zur Bundeskanzlerin ist es unmittelbar am Bundestag zu einem Zwischenfall gekommen. Ein laut in einer nicht deutschen Sprache schreiender Mann wurde von der Polizei festgenommen, als Merkel das Bundestagsgebäude am Mittwoch verließ.
Während die Kanzlerin in den Wagen stieg, der sie zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bringen sollte, stellten Sicherheitskräfte den Mann ruhig, indem sie ihn auf den Boden drückten. Hintergründe des Zwischenfalls wurden zunächst nicht bekannt.
Steinmeier ernannte Merkel kurze Zeit später für eine vierte Amtszeit zur Kanzlerin. Er überreichte ihr die Ernennungsurkunde. „Herzlichen Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin“, sagte er und wünschte Merkel „alles Gute“. Gegen Mittag soll die seit 2005 amtierende Kanzlerin dann im Bundestag erneut vereidigt werden.
Nie war Merkels Kanzlermehrheit knapper
Das Parlament hatte Merkel am Mittwochmorgen mit 364 Stimmen zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt, die benötigte Mehrheit lag bei 355 Stimmen. Sie erhielt bei der geheimen Wahl allerdings 35 Stimmen weniger als die 399 Sitze, über die das Regierungsbündnis aus CDU, CSU und SPD verfügt.
Mit nur neun Stimmen über der Kanzlermehrheit ist es die knappste Wahl Merkels. Ähnlich eng war es zuletzt 2009: Da kam die CDU-Chefin im schwarz-gelben Bündnis auf elf Stimmen mehr als erforderlich.
Von den 709 Bundestagsabgeordneten gaben am Mittwoch 692 ihre Stimme ab. Vier der abgegebenen Stimmen waren ungültig. Neben den 364 Jastimmen gab es 315 Neinstimmen und neun Enthaltungen. Da die Abstimmung im Bundestag geheim ist, lässt sich nicht exakt sagen, wie viele Abweichler in den eigenen Reihen es gab und wie viele Stimmen Merkel aus anderen Fraktionen bekommen hat.